Gemüsegruppe Kahlenberg

In den Sommerferien 2017 machten mein Sohn und ich uns auf eine Reise nach Brandenburg zum "Urlaub auf dem Bauernhof". Wir hatten spontan nach einer Möglichkeit gesucht, das Konzept der "Solawi" einmal im Betrieb kennen zu lernen. Schließlich haben wir die "Gemüsegruppe Kahlenberg" gefunden und dort 8 Tage lang für Kost und Logis mitgearbeitet. Unsere Aufgabe bestand in der täglichen Gemüsepflege (Hacken) und der Handernte von Kartoffeln, Zwiebeln, Lauch, Blumenkohl, Zuckermais, etc.

Gurken, Tomaten, Paprika und sogar Honigmelonen gab es aus dem Folientunnel.

Das tägliche Weiden der Ziegenherde sowie die Mithilfe beim Melken und das Mähen gehörten ebenfalls zu unser Tätigkeit. Ein Landwirt ist natürlich auch immer Handwerker, Mechaniker und Häuslebauer. Das zeigte sich darin, dass wir pflasterten und beim Umbau eines Miststreuers für die Gründüngung im Gemüseanbau halfen. An den Nachmittagen hatten wir Möglichkeit, die nähere Umgebung und die Ostsee zu erkunden.

Gemüseacker Kahlenberg
Gemüseacker Kahlenberg

Kahlenberg liegt im Landkreis Wismar. Die Solawi namens Gemüsegruppe wird dort bewirtschaftet von Henry. Er kommt ursprünglich von einem Bauernhof in der Nähe von Flensburg, den sein älterer Bruder vom Vater übernommen hat. Selbst wollte er sich nie von der Landwirtschaft trennen.

 

Im Ort Kahlenberg gibt es zwei "Bauern". Der eine ist Henry mit seinen ca 10 Hektar Acker- und Weideland, auf denen er Nahrungsmittel für ca. 180 Leute in der Umgebung anbaut. Neben dem Gemüse- und Getreideanbau hält er dort eine Ziegenherde, durch die er die Mitglieder der Solawi mit Joghurt und Käse versorgt. Außerdem gibt es dort noch ein paar halb verwilderte Rinder, die einmal im Jahr direkt am Hof geschlachtet und unter den Leuten verteilt werden.

Japanische Laufenten bei der Arbeit!
Japanische Laufenten bei der Arbeit!

Japanische Laufenten sorgen tagsüber auf natürlichem Wege dafür, dass die Gemüseplantage frei von Schnecken bleibt. Abends kommen sie in einen Verschlag, damit es nicht auf einmal heißt: "Fuchs, du hast die Gans gestohlen!"

 

In Kontrast zu dieser Landwirtschaft gibt es einen Industriellen, der mit seinen 2000! Hektar Getreidevorkommen stets darauf hofft, dass es in Australien schlechte Ernten gibt.

Es war sehr beeindruckend zu sehen, wie neben den mit Raupenfahrwerk ausgestatteten Ernteeinheiten die Rinder der Solawi weideten. Der "2000-Hektar-Landwirt" war zu DDR-Zeiten übrigens ehemaliger Vorsitzender einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) (ein Schelm, der Böses dabei denkt ;-).

 

Größer kann der Gegensatz zwischen regionalem Anbau und vom Weltmarkt abhängiger Landwirtschaft kaum sein.

Ziegen im selbstgebauten Melkstand
Ziegen im selbstgebauten Melkstand

 

Wer Interesse an "alternativen" landwirtschaftlichen Konzepten hat, dem empfehle ich mal Urlaub als "Wwoofer" (www.wwoof.de) zu machen oder direkt in der Gemüsegruppe (www.gemuesegruppe.de) anzuheuern.

Es ist sehr interessant und eine Erfahrung wert!

 

Dadurch, dass die Mitglieder der Gemüsegruppe angehalten sind mit "anzupacken", haben wir dort eine lebendige Landwirtschaft unter Einbindung und Teilhabe der örtlichen Bevölkerung erlebt. Es war sehr beeindruckend zu sehen, wie gut sowas funktionieren kann. Mich jedenfalls hat es dahin gehend gestärkt, die Idee der Solidarischen Landwirtschaft auch im Sauerland weiter bekannt zu machen.

 

Jens Greve

Die Ziegenherde von Bauer Henry
Die Ziegenherde von Bauer Henry

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